Toggenburger AG – Vom Dieselstopp zur E-Flotte

Fast hundertjährig und trotzdem am Puls der Zeit: So präsentiert sich die Toggenburger AG, ein Schweizer Baulieferant. Das Unternehmen entwickelt CO2-sparende Betonprodukte und reduziert zugleich den CO2-Ausstoss seiner Fahrzeugflotte.

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Lange Zeit bestand die Flotte der Toggenburger AG ausschliesslich aus Dieselfahrzeugen. Nicht zuletzt, weil das Unternehmen eigene Dieseltankstellen unterhielt. Ein Umdenken setzte ein als der bisherigen Diesel-PKW-Anbieter die Produktion einstellte. Das Unternehmen richtete die Mobilitätsstrategie neu aus und begann 2024, eine E-Fahrzeugflotte aufzubauen.

Hürden bei der Flottenelektrifizierung

Eine erste Machbarkeitsprüfung legte die Grundlagen für die geplante Flottenumstellung. Sie umfasste ein Ladekonzept mit Umsetzungsplan und grober Kostenschätzung. Die Analyse deckte jedoch auch Hürden für die Elektrifizierung auf. Die Fahrzeuge wurden sehr unterschiedlich genutzt. Zum Teil auch privat, was Mitarbeitende wenig offen für Veränderungen machte und Widerstand auslöste.

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Ladekosten sind tiefer als Dieselkosten, wenn wir am Hauptsitz laden und unsere PV-Anlage optimal nutzen.
Hansruedi Forster, Flottenmanager bei Toggenburger

Um diese Hürden zu meistern, ermittelten die Verantwortlichen den Bedarf an Langsam- und Schnellladestationen am Hauptsitz in Winterthur. Dabei analysierten sie Fahrprofile, Standzeiten, das Laden unterwegs und zu Hause. Zudem berechneten sie, wie viel Strom die eigene Photovoltaik-Anlage beisteuern kann. Ein entscheidender Punkt: Die Batterien müssen ausreichend geladen sein, damit Mitarbeitende verlässlich nach Hause fahren können.

In der nächsten Phase prüfte das Projektteam, welche Flottenfahrzeuge sich zuerst für eine Umstellung auf Elektroantrieb eignen. Die höchste Priorität erhielten Fahrzeuge, die zu Hause geladen werden können und kurze Pendelstrecken oder Arbeitseinsätze haben. An zweiter Stelle standen Fahrzeuge, die eine langsame Ladeinfrastruktur am Firmenstandort benötigten und über genügend Standzeiten verfügen – das heisst genug Zeit, um zwischen Einsätzen geladen zu werden. Danach folgten Fahrzeuge mit sehr kurzen Standzeiten und hohen Fahrleistungen, die auf Schnellladestationen am Firmenstandort oder unterwegs angewiesen sind.

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Für die Auslegung der Ladeinfrastruktur tauschten wir uns intensiv mit anderen KMUs aus, die das bereits umgesetzt haben, um die Grundbedürfnisse zu klären.
Andreas Mächler, Leiter Rohstoffe und Immobilien
Die Lösung: Eine schrittweise Umstellung

Das Flotten- und Arealmanagement ging strukturiert vor, um den Wechsel auf Elektroantrieb etappenweise umzusetzen. Zunächst befragte es die Mitarbeitenden, wer ein Elektrofahrzeug nutzen möchte und ob am Wohnort bereits eine Ladestation vorhanden ist oder installiert werden kann. Im Frühjahr 2025 beschloss die Führung auf Basis der internen Umfrage, der Flottenanalyse und des Ladekonzepts 20 Fahrzeuge zu elektrifizieren – rund ein Drittel aller Geschäftsautos. Die E-Fahrzeuge wurden interessierten Mitarbeitenden zugewiesen. Sie können diese ausgiebig testen und agieren als Vorbilder, die Vorurteile aus dem Weg räumen. Parallel dazu begann der Aufbau einer Ladeinfrastruktur am Hauptstandort Winterthur. Dort sollen die Fahrzeuge hauptsächlich geladen werden.

«Für die Auslegung der Ladeinfrastruktur tauschten wir uns intensiv mit anderen KMUs aus, die das bereits umgesetzt haben, um die Grundbedürfnisse zu klären.», erläutert der Immobilienverantwortliche Andreas Mächler. Geplant sind vorerst 20 AC-Ladestationen mit bis zu 22 kW Leistung und eine Grundinstallation für 12 weitere Ladestationen zu einem späteren Zeitpunkt. Die Mitarbeitenden starten mit ihrem betriebsinternen Badge den Ladevorgang und nutzen unterwegs eine zusätzliche Ladekarte für öffentliche Ladestationen.

Vom Plan zur Umsetzung

Auf Basis der Machbarkeitsanalyse ist die Auswahl der Elektrofahrzeugmodelle mittlerweile abgeschlossen. Im Frühjahr 2026 sollen die ersten Fahrzeuge ausgeliefert werden. Geplant ist, die Ladestationen bis Ende 2025 fertigzustellen. Inzwischen ist die Stimmung im Unternehmen gekippt. Der Flottenmanager Hansruedi Forster erzählt: «Eine Umfrage ergab, dass 45 von fast 60 Mitarbeitenden der Umstellung positiv gegenüberstanden. Das hat mich überrascht. Anfangs war die Stimmung noch anders. Es half, dass die Mitarbeitenden früh erfuhren, welches Elektroauto mit welcher Ausstattung bestellt würde.»

Die Schlüssel zum Erfolg

Die Toggenburger AG beweist: Schweizer KMU können trotz schwieriger Umstände ihre Fahrzeugflotte nachhaltig umstellen. Und von folgenden Learnings profitieren:

Ein langsamer und gestufter Einstieg – beginnend mit den motiviertesten Mitarbeitenden – ermöglicht eine ressourcenschonende und effiziente Umstellung.

Es lohnt sich, Förderbedingungen und Spesenregelungen frühzeitig abzuklären. Gerade bei der Elektrifizierung der Flotte spielen Aspekte wie die steuerliche Behandlung, Vorgaben zur Ladeinfrastruktur oder zur Fahrzeugbeschaffung eine entscheidende Rolle. Wer diese Rahmenbedingungen rechtzeitig prüft, vermeidet Verzögerungen und stellt eine optimale Nutzung der Investitionen sicher.

Schliesslich stellte sich heraus, dass die Wahl des richtigen Fahrzeugmodells entscheidend ist: Sobald ein Modell gefunden ist, das die Bedürfnisse der Mitarbeitenden erfüllt, kann sich anfängliche Zurückhaltung schnell in Interesse umwandeln.

Fakten zum Projekt

Zeitraum des Projekts

Seit 2024

Ort / Region

Deutschschweiz

Involvierte Akteure

INFRAS AG DKV Mobility

Kontakt

Andreas Mächler Leiter Rohstoffe und Immobilien andreas.maechler@toggenburger.ch Hansruedi Forster Leiter Disposition Kies und Beton hansruedi.forster@toggenburger.ch

Weitere Informationen

Folgende Werkzeuge helfen Unternehmen, ihre Ladeinfrastruktur bedarfsgerecht aufzubauen:

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