CLEMAP – Ladepools fördern netzdienliches Laden

Je nach Stromverfügbarkeit langsamer laden und so das Netz stabilisieren: Klingt gut, aber akzeptieren E-Autofahrerinnen und -fahrer die längere Ladedauer? Das Unternehmen CLEMAP geht der Frage in einem Pilotprojekt auf den Grund.

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Wer sein E-Auto unterwegs lädt, ist oft mit höheren Ladekosten konfrontiert. Netzbetreiber suchen derweil nach Möglichkeiten, um Lastspitzen zu brechen und ihr Netz zu stabilisieren. Das Pilotprojekt von CLEMAP adressiert beide Themen: Es will netzdienliches Laden fördern und Ladestationsbetreibern wie Endkundinnen und -kunden günstigen Strom liefern.

Je mehr mitmachen, desto grösser die Wirkung

Der Plan sieht so aus: Ladestationsbetreiber schliessen sich in Pools zusammen und stellen dem Markt Flexibilität zur Verfügung. Ist die Nachfrage nach Strom hoch, laden die E-Autos ihrer Kundschaft langsamer. So helfen die Betreiber mit, das Netz zu optimieren. Je mehr einem Pool angehören, desto grösser die positive Wirkung aufs Netz.

Deshalb motiviert CLEMAP ihre Bestandskunden, die Ladestationsbetreiber, zum Mitmachen und bietet ihnen Rabatte an: Wenn sie bei hoher Netzauslastung die Ladegeschwindigkeit drosseln, wird die Kilowattstunde für sie günstiger. Ob die Ladestationsbetreiber den Preisvorteil an ihre Kundschaft weitergeben, bleibt ihnen überlassen. «Wir würden eine Kostenreduktion von 10% für Endnutzerinnen und -nutzer begrüssen», sagt Barbara Schülé, Projektleiterin bei CLEMAP. Auf lange Sicht macht dies einen Unterschied: «Wer statt 50 nur 45 Rappen für die Kilowattstunde bezahlt, spart jährlich etwa 120 Franken», rechnet sie vor.

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Ohne die finanzielle Unterstützung von LadenPunkt wäre das Projekt nicht zu Stande gekommen.
Barbara Schülé, Projektleiterin bei CLEMAP

Umfrage: Wie gut kommt langsameres Laden an?

Die Frage ist jedoch: Nehmen die Endnutzerinnen und -nutzer langsameres Laden oder einen tieferen Akkustand in Kauf? Und wenn ja, aus gutem Willen oder aus finanziellen Gründen? Um dies herauszufinden, führt die Projektpartnerin ZHAW an den Ladestationen beim Schloss Laufen eine Umfrage via QR-Code durch.

Pools sollen am Regelenergiemarkt teilnehmen

Unterstützt wird das Pilotprojekt auch von der BKW als eine von vielen Massnahmen zur Netzstabilisation schweizweit. Die Energieversorgerin betreibt einen Regelpool, der an Swissgrid angeschlossen ist. Er verbindet die Anlagen der BKW mit dem Pool der Ladestationsbetreiber, die am Pilot teilnehmen. Der gesamte Regelpool stellt Stromreserven bereit, um Schwankungen im Netz blitzschnell auszugleichen. Die BKW vermarktet die Flexibilität der Pools und sorgt dafür, dass sie die Swissgrid-Vorgaben (geforderte Mindestleistung für die Teilnahme am Regelenergiemarkt) einhalten.

Ein Geschäftsmodell bis 2026

Ziel des Projektteams ist ein funktionierendes Geschäftsmodell per Anfang 2026, um das Projekt anschliessend auszurollen. Für die Pilotphase im Sommer 2025 visieren die Verantwortlichen insgesamt um die 100 Ladepunkte an Zielorten und Arbeitsplätzen an. Die Auswertung im September 2025 wird zeigen, wie das Angebot ankommt und ob es technisch funktioniert. Zum Jahresende sind Optimierungen geplant, zum Beispiel beim Algorithmus, der berechnet, wann und wie stark man die Ladeleistung reduziert oder steigert.

LadenPunkt machte es möglich

Das Projekt von CLEMAP gehört zu den Siegern der Projektförderung 2023 von LadenPunkt. Projektleiterin Barbara Schülé erzählt, wie das Unternehmen die Förderung nutzte.

Vor allem, um Ladestationsbetreiber zu rekrutieren. Ausserdem bezahlen wir mit den Fördergeldern die technische Entwicklung der Software, die Umfrage der ZHAW sowie Kommunikationsmaterialien. Ohne die finanzielle Unterstützung von LadenPunkt wäre das Projekt nicht zu Stande gekommen.

Für das Pilotprojekt haben wir rund 100 Ladestationen gewinnen können. Je mehr mitmachen, desto mehr Flexibilität können wir am Regelenergiemarkt anbieten. Das Potenzial ist aber noch weit grösser: Mehr als 1500 Ladestationen unserer Bestandskunden sind mit unseren Lastmanagementsystemen ausgerüstet. Sie bilden die technische Basis für die Pooling-Software. Die entsprechenden Ladestationsbetreiber gehen wir nach der Pilotphase an.

Am besten eignen sich Ladeplätze mit langer Verweildauer, zum Beispiel am Arbeitsplatz, an Bahnhöfen und bei Hotels. Dann fällt es auch nicht ins Gewicht, wenn ein Fahrzeug etwas langsamer lädt als gewöhnlich. Langfristig möchten wir das Projekt auch fürs Laden zu Hause öffnen.

Fakten zum Projekt

Zeitraum des Projekts

2024–2026

Ort / Region

Gesamte Schweiz

Kosten und Finanzierung

290'905 CHF 40% der Kosten übernimmt LadenPunkt

Involvierte Akteure

BKW Energie AG, Clemap AG, ZHAW, Stadt Winterthur, diverse Ladestationsbetreiber

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